Jakarta Teil 1

Aus dem Schwimmen ist gestern erst später etwas geworden. Wir sind zunächst mit dem Taxi in ein typisch europäisches Einkaufszentrum gefahren, das uns von der Rezeption empfohlen worden ist, denn Julia wollte ein Wörterbuch kaufen. Nun denn, wir haben also den halben Tag im Einkaufszentrum verbracht, ein Wörterbuch gefunden (genau das, was Julia gesucht hat, nämlich das Taschenwörterbuch Deutsch-Indonesisch von Langenscheidt, was in Deutschland vergriffen ist… sie hat sich sehr gefreut), Gastgeschenke gekauft (Schokolade für 20 Euro, ich hab doch gleich gesagt, dass wir das in Deutschland hätten erledigen sollen!) und Tee getrunken, ich hot, Julia frozen, dann hatten wir keine Lust mehr, waren müde und überfordert.

Also sind wir durch den extremen Stau (der Taxifahrer murmelte immer was von Jakarta traffic jam, und er hat recht) zurück zum Hotel gezuckelt und haben uns dann an den Pool gesetzt, in den Schatten natürlich. Die Caro ist im Bikini in den Pool gesprungen und darin herumgeschwommen. Klar, in einem solch schicken Hotel habe ich mir da nicht viel gedacht. Später allerdings schon, denn nach meiner Schwimmrunde, als ich in ein Handtuch gewickelt Musik hörte, kam eine Indonesische Famile an den Pool. Der Papa in normalen Badehosen, die kleine Tochter in einem Lycra-Anzug mit Leggins und Kleid darüber, und die Mutter, die gar nicht ins Wasser ging. Ups.

Seitdem traue ich mich nicht mehr im Bikini an den Pool. Und ärgere mich über mich selbst. Keine Ahnung, wie man sich da richtig verhält. Ist es in Ordnung, wenn ich als Europäerin im Bikini schwimmen gehe? Ich meine, es wirkt auch lächerlich, wenn wir uns hier verschleiern, denn obwohl ein Großteil der Frauen hier muslimisch ist und ein Kopftuch trägt, es tun bei weitem nicht alle. Und die reichen Indonesierinnen hier im Hotel schon gar nicht. Wenn Julia und ich uns verschleieren würden, wäre das mehr als seltsam. Wir binden die Haare streng zusammen, wir fallen mit den blonden Haaren und der extrem hellen Haut sowieso schon genug auf. Aber bisher hat das völlig ausgereicht, und Jakarta ist sehr westlich.

Was also nun bezüglich der Bademode am Pool? Ich habe noch keine andere Frau außer mir im Pool schwimmen gesehen, von den kleinen Kinderchen mal abgesehen.
Es sind noch zwei andere weiße Frauen im Hotel, aber die saßen bisher nur auf der Terrasse. Schwimmen, ja oder nein? Im Bikini? Oder in Leggins und mit T-Shirt?
Auf Java, welches muslimisch geprägt ist, geht man auf dem Land am Meer mit langer Hose und T-Shirt ins Wasser, aber in einem solchen Hotel, sehr westlich orientiert und schick? Ich weiß nicht so recht. Und fragen kann man ja auch niemanden, das ist sehr unhöflich.

Hm. Nun denn. Also heute traue ich mich gerade nicht, schwimmen zu gehen.
Gestern Abend haben wir noch eine kleine Sauna-Session im Spa gemacht, leider gibt es hier logischerweise kein richtig kaltes Wasser, woher auch. Jedenfalls fehlt die Abkühlung danach, der Whirlpool ist extrem heiß, dadurch waren wir ziemlich fertig nach dem Saunagang. Julia und ich sind also wieder recht früh tot ins Bett gefallen, um halb zehn.

Aber ich werde den Jetlag schnell los, heute Morgen bin ich um sieben topfit aufgewacht. Während Julia noch schläft, habe ich gelesen, dann sind wir zum Frühstück. Und ich habe mich gleich in den Kulturschock geschmissen und die Indonesischen Sachen probiert, die es zum Frühstück gab. Ich bin allerdings schnell wieder auf Omlett und Pancakes umgestiegen, immer schön langsam mit dem Eingewöhnen, nicht wahr. Nicht übertreiben für den Anfang.

Nachher ist Check-Out aus dem Hotel, um 17.30 Uhr holt uns der Bekannte von Julias Dozentin ab und wir fahren mit ihm nach Bogor, dort werden wir ein paar Tage bei seiner Familie bleiben. Julia hat mit ihnen regen SMS-Kontakt, sie freuen sich alle schon sehr auf uns. Dafür übrigens auch die Schokolade… Die haben wir in dem Einkaufszentrum noch sehr schön einpacken lassen, hoffentlich freuen sie sich darüber.

Julia schläft wieder, ich werde noch ein bisschen lesen, dann fahren wir in die Stadt und schauen uns ein Museum an. Es regnet draußen, eine Dunst– und Smogwolke hängt über den Dächern. Von unserem Zimmer aus im elften Stock haben wir einen schönen Blick, von oben sieht die Stadt, abgesehen von den Wolkenkratzern, aus wie ein verwinkelter Irrgarten. Riesige, mehrspurige Highways zerschneiden die Viertel, zäh fließt der Verkehr dahin. Aber es ist erstaunlich grün, mit vielen Palmen, Bäumen und Grünflächen.

Ich freue mich auf das Land.

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