Den Kopf in den Wolken

Hallo meine Lieben,

ich bin wieder aufgetaucht, aus der saisonalen und emotionalen Versenkung. Ich war im Urlaub, und bin es eigentlich immer noch, aber jetzt habe ich Internet und kann also wieder alle möglichen Gedanken in die Welt hinaus schicken. Mein Kopf hing in den letzten Tagen und Wochen abwechselnd zwischen den Wolken oben und dem Dunst und Nebel unten, über der Welt. Nun ja, mal sehen, wenn die letzten Nebelfetzen sich verziehen. So viele Metaphern, da wird einem ja ganz schwindlig…

Ich habe euch aus meinem kleinen Urlaub im Grünen zwei brandneue Gedichte mitgebracht. Das eine werde ich euch hier gleich vorstellen, das andere bekommt einen Artikel für sich alleine, weil es sehr speziell ist und ich dazu ein paar Dinge sagen muss.

Die Wolkenmetapher habe ich oben nicht ganz ohne Grund gewählt. Eines der neuen Gedichte heißt Wolken Leben, es entstand, während ich auf ein paar Kissen im Freien lag und in den Himmel gestarrt habe. Und gleichzeitig Musik gehört habe, und zwar von Nova International — The Summer We Had (hier in einem Clip aus dem fantastischen Film Sommersturm). Zuerst hieß das Gedicht „Die Natur der Wolken“, aber dann habe ich beschlossen, es umzutaufen. So gefällt es mir besser und drückt präziser aus, was gemeint ist. Ein gewisses Ausgeliefert-Sein, eine Art von Determiniertheit schwingt mit, aber vielleicht ist sie ja doch positiv zu bewerten, wer weiß. Immerhin hat es mich in eine etwas friedlichere Stimmung versetzt.

Alles Liebe

 

Eure Caro

 

Wolken Leben

Ich verbringe viel Zeit damit
in den Himmel zu starren
die Wolken zu beobachten
wie sie sich bilden
und wieder auflösen
wie sie vorbeiziehen
und sich verfärben.
Ganz ohne mein Zutun.
Oder das von irgendjemandem.
Der ganze Himmel voller Wolken
die ganze Welt voller Himmel.
Manchmal strahlt die Sonne
dann wieder leuchtet der Mond,
der Himmel geht auf
und wieder unter
der Lauf der Dinge.
Ohne mein Zutun,
Oder das von irgenjemandem.
Ich liege auf dem Rücken,
über mir der blaue Himmel.
So hoch, so tief
eigentlich so weit weg
doch eigentlich überall um mich herum
denn er kann ja nicht herunterfallen
er ist schon da
und berührt die Welt
und deckt die Erde zu.

Manchmal entdecke ich schöne Kontraste
zum Beispiel der Himmel
hinter einem schneeweiß blühenden Kirschbaum im Frühling
hinter hellgelben Forsytien
hinter dem ersten Grün der kahlen Fliederbüsche.
Im Sommer ist die Wiese irgendwann dunkelgrün
der Himmel aber
er bleibt immer hellblau
ganz ohne mein Zutun.

Hellblau und weit, seufze ich dann.

Caroline Schleibinger, 20. April 2011, 18.11 Uhr in Soyen

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