Nachdem ich gestern eine Kurzgeschichte vorgestellt habe, bekommt ihr heute ein Gedicht. Es ist eines Nachts in Paris entstanden und beschreibt mich, meine Stimmung, die Wohnung und das Viertel, in dem ich gewohnt habe. Es ist relativ lang, deswegen findet ihr es nur hier im Blog.
Erinnerungen an Paris
Balkon
die Bibliothek
Wolken, Sonnenuntergänge
die sich in der Fassade spiegeln
Licht in allen Farben
die man niemals
wird begreifen können.
Die Dächer
so viele
unendlich weit
gegenüber
saß die Taube auf dem Geländer
Katzen im Hof
schwarz
und bunt.
Zwei.
Ein Tisch,
aus Holz, aus purem Holz
schwarze Stühle mit
weißen Kissen
schwarze Balkongeländer
mit Blumen davor
die Blumen, genau die
die so duften, wie
die Luft im August
in Kroatien am Meer
in weißen Töpfen
ein Obstkorb
so bunt
Äpfel, Nektarinen
Pflaumen, Zitronen, Avocado
so bunt
vor der grauen Wand.
Eine einsame Kerze
auf dem Marmeladenglasdeckel
die roten Rosen vor der Wand
wären sie von dir gewesen.
Offene Fenster
die Lichter der Bibliothek
das Kino
und Filme.
Grauer Regen, tiefe Wolken
die Holzbrücke über der Seine
Harmonie, geschwungen
das schöne Haus, das schönste
im Park am Teich
unter der Weide am See
saß ich.
Ich lehnte mich weit
über das Geländer
hinaus
das neue Licht dort
am Ufer der Seine
die Gärten wie vom Reißbrett -
wo warst du?
Es war so unendlich schön,
hätte es doch nur
ein Ende gehabt.
Langsam verlöschen die Lichter
im Haus gegenüber
es ist schon wieder
so viel zu spät
der Himmel über Paris
er wird niemals dunkel.
Und die Leere
in der Stadt, der zähe Fluss
des Lebens
am offenen Fenster
Cry me a river
any plans for tonight -
trüber Regen über der Seine
trübe Gedanken
Regen klatscht an das Fenster
strahlend weiße Wände
mit Rissen im Mauerwerk
so hell gegenüber
wenn die Sonne nur scheint.
Ich lebe an einem Bahnhof
ich höre die Züge
nachts, und immer
wie sich die Lichter
auf den Schienen spiegeln
sie schimmern, ganz leise
führen ins Nichts.
Hier habe ich dich gefunden.
Die Lichter des Eiffelturms
er glitzert -
Einsamkeit.
Caroline Schleibinger, Paris, 28. August 2010, nachts
Trackbacks und Pingbacks