Die Fortsetzung der Indonesien-Berichterstattung…
Zur Erinnerung: Wir befinden uns gerade noch in Yogyakarta und haben einen Trip zu dem schönsten Vulkan auf Java gebucht, dem Bromo. Und dorthin machen wir uns nun auf den Weg. Es ist der 8. März in der Früh. Hier geh es jetzt weiter.
Wir fahren mit einem Touri-Bus von Yogya aus Richtung Südosten, die Fahrt ist einigermaßen in Ordnung und komfortabel, aber dauert ewig. Zwölf Stunden Zuckeln, mit einem Zwischenstop in einem Restaurant, wo das Essen eine ecchte Zumutung war. Außerdem haben wir einen Reiseführer, der uns die Fahrt über begleitet und uns auf die Nerven geht. Das war echt überflüssig, ich hätte gerne geschalfen, wir waren nach den anstrengenden Tagen ziemlich fertig, aber so mussten wir uns unterhalten. Wenn er uns wenigstens interessante Sachen über Indonesien erzählt hätte, aber stattdessen hat er uns über unser Leben in Europa ausgefragt, und zwar auf eine recht anstrengende Art und Weise. Aber er war nett.
Wir erreichen Probolinggo, steigen dort in einen sehr fertigen und wackeligen Kleinbus um und fahren nochmals eine Stunde durch die Berge zu unserem Quartier. Beziehungsweise heizt der Fahrer in halsbrecherischem Tempo steile Hänge auf seidendünnen Passstraßen hinauf. Es war dunkel, ich habe erst am Rückweg gesehen, wie steil es rechts oder links der Fahrbahn teilweise hinab in die Tiefe geht und in welch schlechtem Zustand die Straßen waren. Sonst hätte ich womöglich einen Herzinfarkt bekommen. Aber gut, was die Indonesier überleben, werden Julia un dich auch überleben.
Im Dorf angekommen verkriechen wir uns sofort in unsere Betten. Es ist unangenehm kalt, wir frieren und sind mit den Nerven und dem Schlafpensum am Ende.
Am nächsten Morgen dann heißt es für das Zuschauen beim Sonnenaufgang über dem Bromo Aufstehen um 3:20 Uhr in der Früh, was ein echter Graus war, denn wir sind übermüdet und es ist extrem kalt. Schlappe sieben Grad — für indonesische Verhältnisse tiefster Winter. Dementsprechend ziehen wir uns an: Thermoleggins, die obligatorische Leinenhose darüber, außerdem noch eine Hotpant drunter, zwei paar Socken, Stulpen, T-Shirt, Bolero darüber, noch ein langärmliges Shirt drüber, Vliesjacke, Saroong und Schal. Da hatte ich etwa die Hälfte der Kleidung an, die ich überhaupt dabei hatte…
Dick eingepackt konnte es also losgehen. Wir fahren mit klapprigen Jeeps weiter den Berg hinauf, von einem Parkplatz aus geht es weiter zu Fuß den Berg gegenüber vom Bromo hinauf, im Stockdunkeln. Wir werden erst nachher beim Abstieg im Hellen sehen, auf was für einem Ziegenpfad wir den Berg hinauf gekraxelt sind, und wie riskant manche Stellen sind. Der fünfzehnminütige Anstieg ist überraschend anstengend, was vermutlich an der ungewohnten Höhe liegt. Wir befinden uns auf über 2000 Metern. Oben angekommen ist es immer noch stockdunkel, wir setzen uns und warten auf den Sonnenaufgang. Ich bin so müde, dass mir immer wieder die Augen zufallen. Praktischerweise habe ich mein Netbook mitgenommen, weil ich es nicht in dem creepy Guesthouse lassen wollte und kann die Neoprenhülle nun als Kissen umfunktionieren, um nicht auf dem eiskalten Steinboden sitzen zu müssen. Auch durch den Wind kommen die frostigen Temperaturen dort zustande. Brrr. Wegen zu vieler Wolken sieht man die Sonne leider nicht direkt aufgehen, aber die Dämmerung ist ebenfalls sehr schön. Langsam werden die Streifen Himmel zwischen den Wolken heller, das Licht ist angenehm, die Landschaft ganz verschlafen. In den Tälern hängen dicke Nebeldecken.
Nachdem es allerdings bitterkalt ist, bleiben wir nur, bis die Sonne aufgegangen ist und machen uns dann auf den Rückweg zum Jeep. Der fährt uns wieder durch eine Art Mondlandschaft, denn der Bromo ist ein sehr aktiver Vulkan und spukt regelmäßig Asche. Die Gegend sieht wie eine Wüste aus, sandig und kahl. Es wächst nicht viel auf dem braun-grauen Asche-Sandboden.
Wir steigen dann den Bromo hinauf, um den Krater anzuschauen. Das ist wieder extremst anstrengend, trotz der Treppen, welche angelegt wurden. Anders wäre es vermutlich schwierig geworden, den sandigen Krater zu erklimmen. Oben angekommen hat man nicht nur einen fantastischen Ausblick über die Umgebung, man starrt auch in einen tiefen, sehr gruseligen Krater:
Wenn jemand übrigens in den Krater fällt, hat er Pech gehabt — da holt einen niemand mehr raus. Wie auch.
Steile Anhänge führen tief hinunter in den Krater, unten dampft und brodelt es, leise gluckert der Vulkan vor sich hin. Man muss wirklich aufpassen, nicht hinunter zu fallen, eine Sicherung oder ein Geländer gibt es nicht. es gab anscheinend einmal einen Zaun, aber der ist schon fast ganz unter Asche und Sand verschwunden und wir laufen im Endeffekt darauf herum. Danach wandern wir zurück zu den Jeeps, die uns zurück zum Guest House bringen. Julia und mir geht es schlecht, denn wir haben nichts gegessen, sind völlig müde und die Höhenlage macht uns zu schaffen, uns ist beiden ziemlich übel. Ein Angestellter im Guest House fragt mich besorgt, ob es mir gut geht, ich sei so grün im Gesicht. Na denn. Was für ein Kompliment.
Nach einem Frühstück geht es mir besser, aber ich gehe gleich schnurstracks ins Bett und schlafe die nächsten drei Stunden. Dann gibt es nochmal Essen und ich darf das erste Mal seit ewig wieder heiß duschen. Juchu!
Dann holt uns der Pick-Up am Guesthouse ab und bringt uns zurück nach Probolinggo, in einem alten Klapperbus voller asiatischer Touristen. Die wollen, dass Julia und ich ihre T-Shirts signieren und ich muss Tiere malen. Obwohl ich doch gar nicht malen kann. Aber das war ihnen egal. Kinder-Kritzi-Kratzi-Frösche. Am Busbahnhof angekommen dann gibt es nur Probleme: Es regnet in Strömen, wir werden klatschnass, der Anschlussbus nach Denpasar ist nicht da und das große Chaos bricht aus, denn unser Bus gibt seinen Geist auf und wir werden nervös, weil wir nicht da abgeliefert werden, wo wir hinmüssen. Wir landen schließlich in einem völlig heruntergekommenen Diner, in dem wir Tee trinken und warten, uns mit einer sehr netten Indonesierin namens Aniexs anfreunden, die uns schließlich weiter hilft, und trocknen. Als unser Bus nach Bali endlich kommt, wandelt sich der Regen in einen Wolkenbruch, wir werden wieder nass. Aber wir kommen in den richtigen Nachtbus nach Padang Bai, das wir statt Denpasar auf Anraten von Aniexs ansteuern werden.
Die Fahrt dorthin ist allerdings ein einziger Horror. Wir haben ursprünglich den Nachtbus gewählt, um Schlafen zu können, eine Hotelübernachtung zu sparen und nicht einen Urlaubstag im Bus zu verschwenden. Schlafen war auf der Fahrt allerdings Fehlanzeige. Denn der Fahrer hupt ständig wegen jedem Scheiß, Verzeihung, und das Problem ist zusätzlich, dass der Bus keine normale Hupe hat, sondern so eine Art Schiffshorn. Zumindest hört es sich so an und ist ebenso laut. Wie ein Nebelhorn, das tutet und dich aus deinem Sitz katapultiert, wenn es losgeht. Wahnsinn. An Schlafen war nicht mal zu denken. An Musik hören auch nicht. Zu laut. Unser Nachbar, ein Indonesier, ist glücklicherweise sehr nett, übersetzt für uns und sagt uns was gerade los ist, denn wir verstehen teilweise nur schwer, was vor sich geht. Etwa, dass es etwas zu essen gibt oder wie die Passkontrolle bei der Überfahrt von Java nach Bali abläuft. Wegen dem Bali-Bombing vor ein paar Jahren gibt es nun eine sehr strenge Einreisekontrolle, das Gepäck und der Bus werden ebenfalls durchsucht. Blonde Europäerinnen allerdings nicht, wie sich herausstellt. Uns lassen sie im Bus sitzen, wir müssen nicht mal unsere Pässe zeigen. Na denn.
Am Morgen in Denpasar wird es nicht besser, denn nun steigen zusätzlich noch schreiende Kinder und ein Hahn in einem Korb in den Bus. Der Lärm der Kinder war ein Witz im Vergleich zu dem des Hahns. Es war der Wahnsinn. Julia und ich, natürlich nervlich schon extrem nahe am Limit angekommen, sind kurzdavor, durchzudrehen. Als wir endlich in Padang Bai ankommen, sind wir völlig am Ende. Trotzdem müssen wir uns noch ein Hotel suchen, was sich zum ersten Mal als schwierig erweist, denn auf Bali sind die Preise ganz anders als auf Java. Wir sind fast schon schockiert von der Dreistigkeit der Hotelbesitzer. Für 50 Euro pro Person bekomme ich in Deutschland ein schöneres Hotel als dort. Als wir endlich eines finden, geht Julia erst mal schlafen, ich ruhe mich aus. Anschließend gehen wir spazieren und sehen uns den Ort an, der nicht besonders schön ist. Aber wir finden eine traumhafte Bucht, die uns wieder für alles entschädigt, die Blue Lagoon. Wir hängen die Füße ins Wasser und essen ein leckeres Curry, dann freunden wir uns mit Strandverkäuferinnen an. Die waren sehr nett zu uns, weil wir unser spärliches Indonesisch an ihnen ausprobiert haben.
An einem weiteren Strand, den wir uns anschauen, werden wir zum ersten Mal während unseres Aufenthalts von Indonesiern angegraben, sehr offensiv sogar. Sie laden uns zudem auf eine Party ein und pfeifen uns sogar nach, es ist ein wenig unangenehm. Und ungewohnt, nach drei Wochen Java und distanziertem Umgang mit Männern. Julia und ich beschließen, auf keinen Fall zu der Party zu gehen, das ist uns doch ein wenig unheimlich.
An den nächsten beiden Tagen geht es wieder an den Strand in der Blue Lagoon. Sie haben ein sehr schönes, aber noch junges und flaches Riff. Jedoch ist es wundbar bunt und wirklich schön, bis die Quallen und mit ihnen der Plastikmüll am Nachmittag in die Bucht kommen. Das ist wahrlich alles andere als schön. Für etwa vier Stunden kann man vor lauter Müll und Quallen nicht ins Wasser, in der Zeit lesen wir oder freunden uns mit den Strandverkäufern an. und amüsieren uns köstlich über ein deutsches und absolut megapeinliches Pärchen. Dann heißt es einmal mehr Abschied nehmen, denn am nächsten Morgen werden wir Abreisen. Von Bali haben wir leider nicht allzu viel gesehen außer der Blue Lagoon, es war uns einfach zu viel los. Nach dem ruhigen Aufenthalt auf Java war es ein regelrechter Schock, von so vielen lauten und seltsamen Menschen umgeben sein. Julia und ich hat es nicht besonders gut dort gefallen, und wir haben zwar überlegt, uns mehr auf Bali anzusehen, aber dann beschlossen, gleich nach Lombok weiter zu reisen. Das war uns zu stressig dort. Und Bali kann man sich auch einmal in zwei Wochen Pauschalurlaub geben, wenn ich einmal das Bedürfnis haben sollte. Also beim nächsten Mal.