Oscar-Night Part II

Ich habe noch gar nicht erzählt, wie es eigentlich am letzten Sonntag im Kino war, obwohl ich versprochen hatte, zu berichten. Also werde ich das jetzt tun. Noch bevor es mit der eigentlichen Verleihung los geht, wird live vom „Red Carpet“ übertragen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, warum noch kein Schauspieler ausgerastet ist, oder aber, wie man so starke Nerven haben kann. Denn die Schauspieler werden doch von tausenden schlecht Englisch sprechenden Korrespondeten aus der ganzen Welt, von Kambodscha bis nach Honolulu, das gleiche gefragt: „How are you? How do you feel tonight? You look so beautiful…“ Vielleicht ist die Erlärung für das Ruhigbleiben, dass sie nicht nur alle das gleiche gefragt werden, sondern die Stars auch alle das gleiche antworten: „It’s so great to be here!“ Nun ja, vielleicht gibt es so eine Art Codex unter Hollywoodstars, welche Sätze man bei einer Oscarverleihung sagen darf. Auf dem Red Carpet eben: „It’s so great to be here“, und wenn man so einen goldenen Mann in die Hand gedrückt bekommt, darf man sagen: „Thank you, thank you, thank you! It is such an honor for me to be here! And without my family, I would never have made it! Thank you mom, thank you dad.“

Aus der Rolle fielen nur zwei: Colin Firth, der Engländer, der hinter die Bühne verschwand und Millionen Zuschauer nicht an seinen Emotionen teilhaben lassen wollte (oooch…) und Melissa Leo, die das böse, geächtete und viel benutzte F-Wort gebrauchte, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Die Aufregung darüber kann ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen, schließlich entschuldigte sie sich gleich und es gibt wahrhaft Schlimmeres. Aber mehr Skandal hat sich eben nicht ergeben, man muss zufrieden sein mit dem, was man hat…

Die Verleihung wurde ja bekanntermaßen von ProSieben übertragen, und es gab doch tatsächlich alle gefühlten zehn Minuten eine Werbeunterbrechung. Es war nervig. Vor allem, weil es immer später wurde und immer öfter die Augen zu fielen, was ärgerlich ist, man wollte doch die Verleihung sehen, und die schönen Kleider… Irgendwann war es halb sechs und immer noch keine Ende in Sicht. Doch von den Menschen, die bei der Übertragung dabei waren, haben die meisten bis zum Schluss durchgehalten. Überhaupt war die Stimmung ziemlich gut. Etwa die Hälfte der Besucher hatte sich (so, wie ich, natürlich;-) ) ganz schick gemacht  und kam in Anzug, mit Fliege oder Glitzerrock. Die andere Hälfte kam im Jogginganzug, es war genial. Und ich kann es verstehen, denn die Jahre vorher habe ich mir den Wecker gestellt, wenn es los ging, und bin dann im Schlafanzug vor dem Fernseher gesessen. Ist viel bequemer so und man kann danach gleich wieder ins Bett fallen und weiterschlafen. Doch man muss sagen, es hat schon Stil, aufgehübscht im Kino zu sitzen, mit Glitzer behängt und Glamour um sich herum. Die Augenringe allerdings waren sowohl bei den Anzug– als auch den Jogginghosenträgern irgendwann nicht mehr zu verbergen, trotz Schminke und Literweise Cola, die sich glaube ich ganz gut verkauft hat.

Die Stimmung war ziemlich gut, fast schon fantastisch. Inception und Black Swan waren die klaren Lieblingsfilme des Publikums, was aber auch daran liegen könnte, dass „The Kings Speech“ bei uns noch nicht so lange im Kino läuft. Demenstprechend gab es Jubel bei Natalie Portman als bester Hauptdarstellerin und dem Oscar für Inception und die besten Specialeffekte. Solch einen kollektiven Schrei der Freude habe ich im Kino noch nie zuvor erlebt, manche sprangen sogar vor Freude auf, viele johlten und klatschten, es machte ziemlichen Spaß, die Menschen zu beobachten und die ausgelassene Atmosphäre zu genießen. Bei der Rede von Colin Firth wurden nicht nur live vor Ort ein paar Tränchen zerdrückt, sondern auch bei uns.

Allgemeine Erheiterung löste dagegen die kurze „Musicalsequenz“ aus, in der Teile aus ToyStory 3, Harry Potter 7.1, The Social Network und Twilight — Eclipse zusammengeschnitten worden waren. Besonders in den letzten Szenen mit einem singenden Robert Pattinson und einer „He is too sexy for a shirt“ — seufzenden Kristen Stewart brach schadenfrohes Gelächter aus.

Abschließend kann man also von einem sehr gelungenen, amüsanten Abend sprechen. Der zog sich aber dermaßen in die Länge, sodass die Caro erst um halb sieben im Bett lag und der nächste Tag dementsprechend spät begann und verschlafen war…

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