Am nächsten Tag, mittlerweile dem 13. März 2012, verlassen wir Bali nach nur drei Tagen und fahren mit der Fähre nach Lombok. Unser Hotelbesitzer, der von Julias und meiner Abreise weiß, streunt den ganzen Vormittag um unser Zimmer herum, weil er wissen möchte, bei wem wir gebucht haben. Er hat uns eine Überfahrt nach Lombok angeboten, allerdings für den doppelten Preis, darum haben wir uns einen anderen Transport organisiert. Und nun nervt er uns, weil er herausfinden will, wie wir nach Lombok kommen. Nun ja.
Wir werden mit Rollern von Indonesiern abgeholt, mit den schweren Backpacks auf dem Rücken ist das eine Herausforderung, in den Kurven nicht umzufallen. Gut organisiert schaffen wir es rechtzeitig auf die Fähre und bezahlen nur 35.000 Rupien für die Überfahrt, also knapp drei Euro; man hat uns schon Fahrten für 900.000 Rupien versucht anzudrehen. Unglaublich. Bali ist in der Hinsicht echt irre. Wir haben später einen Flug von Mataram nach Jakarta für 600.000 Rupien gebucht und die wollten für die Überfahrt schon ein Drittel mehr, solche Spinner.
Die Schifffahrt an sichwird allerdings der blanke Horror. Die Fähre ist hoffnungslos überladen, es hat starken Seegang aufgrund eines Unwetters, das uns heimsuchen wird, nach uns wird der Hafen geschlossen. Wir waren für vier Tage das letzte Schiff, das von Bali nach Lombok gefahren ist. Das Schiff hat dementsprechend geschwankt. Ich habe während der Überfahrt geschlafen, mir ging es den ganzen Tag über schon nicht so gut, mir war schlecht, ich hatte Kopfweh, Hals– und Ohrenschmerzen. Die Fahrt jedenfalls hat es nicht besser gemacht. Julia aber hat nach kurzer Zeit auch das Lesen aufgegeben und sich stattdessen mit einem jungen Reisenden aus Laos angefreundet. Ich rolle mich auf unseren Backpacks in einer Ecke zusammen und schlafe die ganze Überfahrt, die statt der geplanten vier Stunden sogar fünf dauert. In der Hafenstadt Lembar angekommen gibt es ein kleines Problem mit dem Indonesier, der uns abholen und nach Mataram bringen soll, nach zähen Verhandlungen und Androhungen, dass wir mit jemand anderem fahren, gibt er schließlich nach. Der Fährbetrieb ist inzwischen komplett zwischen den Inseln eingestellt worden und er hat Angst, eventuell kein Geschäft mehr zu machen, deswegen willigt er wohl ein, sich an die zuvor ausgemachten Konditionen zu halten. Nervig, dass man immer aufpassen muss wie ein Luchs. Julia und ich kommen in einem sehr schönen Homestay unter, es heißt „Oka & Son Guest House“ und ist sehr zu empfehlen. Der Laote allerdings fährt weiter nach Senggigi, er hat nichts mehr gefunden, alles voll. Aber wir wollen mit ihm in Kontakt bleiben und verabreden uns für einen späteren Zeitpunkt.
In Mataram sind Julia und ich gerade dabei, einzukaufen und Besorgungen zu erledigen, als das Unwetter losgeht. Vor dem Platzregen fliehen wir in ein Straßenrestaurant und essen das beste Tempe, das beste Huhn und das beste gebratene Gemüse des ganzen Urlaubs. Dann jedoch bleibt uns nichts anderes übrig, als im strömenden Regen zurück zum Homestay zu laufen, da das Unwetter nicht nachlässt, im Gegenteil. Nach wenigen Metern sind wir durchnässt bis auf die Haut, der Regen ist für Münchner kaum vorstellbar. Eine voll aufgedrehte Dusche ist ein Witz dagegen.
Die Indonesier finden uns natürlich wahnsinnig witzig, wie wir in klatschnassen, hellen T-Shirts und FlipFlops pitschenass durch die Straßen stolpern und uns glatt noch verlaufen. Im Hotel dann angekommen trinken wir heißen Tee und ruhen uns aus. Da haben wir den Rückflug auch endlich gebucht.
Nachdem es die ganze Nacht stürmt und regnet, schlafen wir erst einmal aus. Danach erkunden wir zu Fuß die Stadt und entdecken dabei die Mall, die für die Zeit in Mataram unser zweites Zuhause werden wird. Denn dort gibt es ein Restaurant mit sehr leckerem Essen und Free Wifi. Darum bleiben wir etwas länger, ich kümmere mich um mein Blog und lade Fotos hoch (das letzte Mal in Indonesien übrigens dort in der Mataram Mall, danach nicht mehr, weil das Internet zu schlecht wird). Danach wollen wir ans Meer laufen, geben aber irgendwann auf und fahren mit dem Bemo zurück, denn die Distanzen, die uns von den Locals, die wir nach dem Weg fragen, gesagt werden, werden, je weiter wir laufen, desto länger. Mysteriös.
Wieder in der Innenstadt von Mataram angekommen besichtigen wir einen Hindutempel, wo uns ein Guide sehr detailliert und auf freiwilliger Spendenbasis alles erklärt. Danach besichtigen wir das Wasserschloss des Sultans, das allerdings nicht besonders sehenwert ist. Der See im Inneren ist extrem verschmutzt und die Anlage ist recht heruntergekommen.
Abends wieder im Guesthouse lesen wir noch ein wenig. Draußen stürmt es, ein komisches, den Geräuschen nach ziemlich großes Tier läuft über unsere Zimmerdecke, Regen klatscht hektoliterweise auf den Boden, der Wind tobt. Der Strom fällt aus, die Leute vom Homestay bringen uns eine Kerze, doch wir schlafen bald und versuchen das lärmende Unwetter zu ignorieren.
Am nächsten Morgen haben wir beide ziemlich schlecht geschlafen und kommen nicht aus dem Bett. Es stürmt noch immer, aber immerhin scheint mittlerweile die Sonne. Allerdings müssen wir unseren Ausflug aufs Land verschieben, da es noch immersehr windig ist und die Einheimischen uns davon abraten. Zu gefährlich, meinen sie. Daher verbringen wir wieder ein wenig Zeit in der Mall mit dem WiFi, wo es sogar Strom gibt, der eigentlich in der ganzen Stadt ausgefallen ist. Aber die Mall hat einen eigenen Generator, deswegen. Weil es auch abends keinen Strom gibt, genießen wir wieder die Kerzenscheinromantik und ich rationiere Julias Netbook-Zugang, da wir den Akku nicht aufladen können. So kann sie nicht ihre Ebooks lesen, und ich gehe schließlich nochmals in das supergute Restaurant, wo es das leckere Essen gab und hole für Julia und mich Take-Away. Es regnet wieder, ganze Bäume liegen umgestürzt auf den Fahrbahnen, überall hektische Menschen und Krankenwägen. Es herrscht ein wenig Untergangsstimmmung.
Zurück im Guesthouse geht der Strom kurzzeitig wieder, und uns fällt sogleich ein unangenehmer Nebeneffekt davon auf: Unsere Nachbarn, Chinesen, hatten immer den Fernseher laufen, wenn sie da waren. Aufgrund des Stromausfalls ging der nicht. Dadurch, dass der Fernseher aber zuvor an war, fing er, als der Strom wieder kam, in voller Lautstärke an, zu dröhnen. Julia und ich können kaum schlafen und hoffen inständig, dass der Strom bald wieder ausfällt. Dem ist schließlich so und wir können einigermaßen ruhig schlafen. Allerdings geht daraufhin jedes Mal, wenn es wieder Strom gibt, auch der Fernseher an. Nervig.
Am nächsten Morgen wende ich mich vom Fernsehlärm verzweifelt an die Besitzer des Homestays und sie schalten den Fernseher aus. Endlich wieder Ruhe, trotz des Stromes. Wir machen unseren Ausflug nach Pura Lingsar und Pura Suranadi, zwei wunderschöne und sehenswerte Tempelanalgen. Eigentlich wollten wir mit dem Bemo dorthin fahren, allerdings kommt keines und so mieten wir uns Oteks, die Motorradtaxis. Das ist zwar teurer und scheißgefährlich, weil die Fahrer mit achtzig durch geschlossene Ortschaften brettern ohne Helm und es noch immer stürmt, macht aber doch Spaß. Jedoch bin ich ziemlich froh, als wir heil in Pura Suranadi ankommen. Dort gibt es icy springs, Quellen mit klarem und eiskaltem Wasser. Sehr hübsch. Und wir wandern ein wenig durch das Hinterland, durch hellgrüne Reisfelder, es war sehr schön. Das Wasser der Quellen wird in verschiedene Schwimmbecken geleitet, und Julia und ich amüsieren uns darüber, dass jemand auf Indonesisch an die Wand gesprüht hat, dass man bitte kein „großes Geschäft“ ins Wasser machen soll.
Fast verlaufen wir uns im Hinterland von Lombok, finden dann aber doch wieder zurück und fahren weiter nach Pura Lingsar, das eine der größten und ältesten Hindutempelanlage auf Lombok hat. Dort gibt es wieder Aggro-Affen, die Opfergaben klauen. Und einen kleinen Jungen, der schreiend wegrennt und sich in die schützenden Arme seiner Mama flüchtet, als er uns Weiße sieht. Der arme Kleine. Ganz verwirrt war er. Aufgrund der Sturmschäden sind allerdings die Parkanlagen unpassierbar und nicht zu besichtigen. Ein riesiger Baum am Eingang ist etwa einfach umgefallen und hat das Pförtnerhaus nur um Zentimeter verfehlt. Ein Affe saß, als wir kamen, vor der ausgerissenen Wurzelkrone und hat das alles sehr verwundert begutachtet.
In Pura Lingsar schaffen wir es, den Guide loszuwerden, der uns herumführen will und dafür Unsummen verlangt. Wir wollen aber lieber den Tempel selbst erkunden und Katzenbabys beobachten, die auf in Saroongs eingewickelten Steinen herumturnen. Die Wasserbecken in diesem Tempel sind ebenfalls sehr eindrucksvoll, aber sie werden, ganz indonesienmäßig, zum Wäsche waschen verwendet. Da wächst nicht mehr viel drinnen.
Am nächsten Tag geht es am Vormittag weiter, wir fahren mit dem Bemo nach Senggigi. Eigentlich hatten wir nicht vor, so lange in Mataram zu bleiben, denn die Stadt ist zwar wirklich nett und wir haben uns sehr wohl gefühlt, aber dennoch wollten wir ans Meer. Doch aufgrund des Unwetters hingen wir dort fest, nichts ist mehr gefahren, erst am 17. März konnten wir weiter reisen. Eigentlich wollen wir nach Gili Trawangen, doch das letzte Boot ist bereits gefahren, als wir in Sengiggi ankommen, daher bleiben wir für die Nacht im Hotel Elen, sehr zu empfehlen, und erkunden den Ort. Der Strand ist schön, aber das Wasser sehr trüb. Große Hotelanlagen wurden die Küste entlang in die Landschaft gestellt, der Zugang zum Meer für Normalsterblich verbaut. Die Liste der bösen Hotels führt hier eindeutig das Sheraton Beach Resort an. Dass die sich nicht schämen.
In einem kleinen Warung am Strand essen wir den besten gegrillten Fisch des Urlaubs und lernen später zwei Indonsier kennen, die einen Babykatze und einen Ozelot im Käfig halten. Der arme, schöne Ozelot. Für den war das mit Sicherheit kein Spaß.
Auf dem Rückweg am Strand entlang kommen wir zur Spitze des Ortes, an dem eine felsige Zunge ins Meer reicht. Der ist einer der besten Surfspots auf Lombok, entsprechend viele Surfer konnten Julia und ich beobachten, anhimmeln und dabei ausgiebig quatschen.
Wieder im Hotel lernen wir einen megapeinlichen Prolo-Österreicher kennen, der uns von seiner indonesischen Frau erzählt und uns in sein Haus auf Gili Trawangan einlädt. Der ist relativ-ziemlich betrunken und bekifft und kommandiert drei Indonesier herum, die anscheinend seine Buddys, Bimbos und Butler in einem sind. Fremdschämen. Absolutes Fremdschämen. Der Typ war echt widerlich. Und natürlich haben wir seine Einladung dankend abgelehnt. Und wir schaffen es auch, seiner Partyeinladung zu entkommen. Puh. Wir verdrücken uns ins Bett, am nächsten Tag geht es auf nach Gili Meno, das wir statt Gili Trawangan ansteuern werden. Warum, darüber erzähle ich im nächsten Artikel…
Zum Abschluss noch ein Bild von einer roten Libelle, die im Hotel Elen am Teich saß, der direkt vor unserer Terrasse lag (und wo der peinliche Österreicher seine betrunkenen Füße reingehängt und die Fauna und Flora damit ziemlich beeinträchtigt hat; der Teich sah wie ein Schlachtfeld aus am nächsten Morgen und ich habe die Zeit, in der ich auf Julia gewartet habe, damit verbracht, die ausgerissenen Pflanzen wieder einzugraben und die zerwühlten Steine wieder richtig hinzulegen… Die armen Fische waren komplett durch den Wind.)
Also, die Libelle…