Gili Meno — Teil 2

Ab jetzt wird es lustig. Kleiner Teaser zu Beginn… Es ist Samstag, der 24. März 2012, Caro und Julia sitzen vor ihrem Bungalow auf der Veranda, lesen und schreiben, und schauen gemächlich auf das Meer vor ihnen. Die Jungs vom Blue Coral kommen und fragen, ob ich mit ihnen raus will, ins Riff, Jagen. Ich sage zu und mache mich fertig, dann schließe ich mich Jack an und wir tauchen ab. Es ist dieses Mal fantastisch schön, das Wasser klar und die Sicht hervorragend. Jack schießt vier große Fische, die an meine Leine gehängt werden. Irgendwie nicht so schön mit vier halbtoten Fischen an sich dran herumzusschwimmen.

Als wir zurückkommen, sind die Würzburger Jungs bei uns im friedlichen Blue Coral eingezogen. Sechs Surfer, Anfang bis Mitte Zwanzig, Julia und ich sind uns sicher, dass das heiter werden wird. Sie kommen von Gili Trawangan herüber zu uns und machen übrigens tolle Fotos, an dieser Stelle ein Dank dafür, dass ich die Bilder hier verwenden darf.

Blick auf Lombok

Blick auf Lombok

Wir werden von der Blue-Coral-Familie zum  Mittagessen eingeladen — es gibt den Fisch, den wir gefangen haben, gegrillt mit scharfer Soße und Reis. Wir plaudern mit den Würzburgern, lernen uns ein wenig kennen und beschließen am Abend, zusammen Essen zu gehen, weil wir ihnen Dianas Place zeigen sollen. Die Insel zeigt sich einmal mehr von ihrer besten Seite, Sonnenuntergang mit Wolkenbergen in allen Farben, gegenüber gehen die Lichter auf Gili Trawangan an wie auf einer Perlenschnur, wir ratschen und genießen den Ausblick.

Ausblick von Gili Meno auf Gili Trawangan

Ausblick von Gili Meno auf Gili Trawangan

Die Bilder, die ich zeige, sind jetzt übrigens nicht mehr von mir (oder Julia, wenn ich drauf bin…), wenn ich es nicht explizit erwähne, sondern von den Würzburgern. Die hatten eindeutig die besseren Kameras dabei und ich hatte keine Lust mehr zu fotografieren. Ein lustiger Haufen vielfeiernder Studenten übrigens. Es ist angenehm, wieder unbeschwert mit männlichen Zeitgenossen zu plaudern.
Nach dem Essen in Diana’s Place gehen Julia und ich zu der Einweihungsparty der neuen Low-Budget-Unterkünfte des Australiers Paul. Indonesier feiern bei allem Neuen immer gerne Partys, um böse Geister auszutreiben. Und weil sie sehr fröhlich und lebenslustig sind und bestimmt auch sonst gern feiern. Wir schauen zunächst der Musik und den Tänzen zu, dann werde ich von Wawan, einem der Indonesier, die bei Fish Hunting dabei waren, zum Tanzen aufgefordert. Und es macht riesigen Spaß. Ein Teil der Würzburger kommt noch hinzu und ich lege mit einem von ihnen einen Chacha aufs Parkett, Julia weigert sich standhaft, zu tanzen. Später retten uns die Gesellschaft der drei deutschen jungen Männer und Wawans beständige Ablenkung davor, dass Jack und Harry Julia und mich zum Tanzen auffordern oder Heiratsanträge machen können. Und der nächtliche Strandspaziergang wird dadurch ein bedeutsames Stück weniger romantisch, glücklicherweise. Wawan schwirrt um Julia und mich herum und macht alle Zweisamkeit zunichte, und ohne diplomatische Verwicklungen geht der Abend zu Ende. Aber es war knapp. Jacks Versuche, Händchen zu halten, waren mehr als deutlich. Und ich mit der Situation kurzzeitig überfordert, weil all meine Hinweise auf den „husband in Germany,“ und dass dieser das gar nicht toll findet, ungehört und unbeeindruckend verhallen. Aber wir kommen nochmal davon.
Und ab da wird es leichter, weil wir die restliche Zeit auf Gili Meno fast ausschließlich mit den Würzburgern verbringen.

Am nächsten Morgen zum Beispiel geht es raus zum Tauchen mit Wawans Boot und dem Tauchlehrer Jason (nicht dem gutaussehenden Belgier…). Leider macht es nicht allzu viel Spaß, denn im Wasser sind viele kleine Quallen, von den Locals als „sea mosquitos“ bezeichnet. Außerdem kann mit dem Tauchlehrer immer nur einer Tauchen, ich vertreibe mir die Zeit zunächst mit Schnorcheln, was aufgrund starker Strömung und schlechter Sicht nicht allzu viel Vergnügen betreitet, dann mit Kletter– und Gleichgewichtsübungen auf den „Beinen“ des Spinnenbootes, was sehr viel amüsanter ist.

Caro beim Klettern auf dem Spider-Boat

Caro beim Klettern auf dem Spider-Boat

Nachmittags gehe ich mit den Würzburgern raus ins Riff, weil die das noch nicht gesehen haben. Wir finden Clownfische und Weihnachtsbäumchen (Korallen…), aber zu den Schildkröten hinaus zu tauchen ist zu gefährlich, weil die Strömung zum einen zu stark und zum anderen in die falsche Richtung zieht. Also lassen wir es, planschen im flachen Badewannenwasser hinter dem Riff am Strand und lassen Unterwassserschnecken gegeneinander antreten. Danach kommt es zu einem sportlichen Großereignis auf Gili Meno — fünf persilweiße, fast gänzlich unbegräunte Deutsche spielen Fußball gegen die Indonesier. Alle oben ohne, es sah zum Schreien aus. Aber die Stimmung war super, es fallen reichlich Tore, am Schluss gibt es ein Gruppenfoto und alle haben sich lieb. So ist das mit dem Fußball. Erstaunlich, und schön. Die Völkerverständigung klappt fantastisch.
Abends Bonefire am Strand, welches die Indonesier für uns machen. Aber es brennt zunächst nicht richtig „genug“, deswegen müssen die deutschen Surfer alles auseinanderreißen und richtig machen (Männer…) und technisch astrein aufbauen. Nach dem fertigen Umschichten ist das Feuer dann zwar aus, aber ein höchst amüsierter Indonesier bringt mit gönnerhaftem Lächeln nochmals eine Tasse Petroleum, um es wieder zu entfachen. Zur Lagerfeuerromantik (inklusive Leuchtplankton-Schauen) spielen wir noch auf einer völlig verstimmten und leider auch nicht mehr stimmbaren Gitarre und klauben uns die Akkorde zu Wonderwall zusammen. Wunderbar, diese Abende, in denen Julia und ich nicht auf der Veranda sitzen und lesen. Das hatten wir lange genug.

Am nächsten Morgen wache ich ungewöhnlich früh auf und schaue von der Hängematte auf der Veranda aus der Sonne beim Aufgehen zu. Später erfahren wir, dass die Jungs nach Kuta Lombok fahren wollen und Julia ist sofort Feuer und Flamme, sich ihnen anzuschließen. Wir diskutieren, werden eingladen, sie zu begleiten, und damit ist alles ausgemacht. Die Jungs wollen wegen der Wellen dorthin, Julia zum Anschauen, allerdings ist die Gegend nicht ganz ungefährlich und deswegen für zwei alleinreisende Blondinen nicht unbedingt empfehlenswert. Aber mit sechs strammen jungen Bayern (ok, einer war aus Rohstock…) war das nicht problematisch. Nach einem Inselspaziergang und einem weiteren Tauchgang ins Riff bereiten wir unsere Abreise vor, die mehr oder weniger überstürtzt ist. Ich finde einen riesigen, rostroten Einsiedlerkrebs mit lapislazulifarbenen Panzerplatten, nenne ihn Oskar und halte ihn ein paar Stunden in Tridacna-Muschelhälfte,  die ich Julia von einem Tauchgang mitgebracht habe, dann lassen wir ihn wieder frei. Lustig war vor allem, wie icn den Krebs gefunden habe und ihm einen der Würzburger, mit dem ich Tauchen war, hingehalten habe, damit er ihn anschauen kann. Er allerdings sah nur das Gehäuse und dachte, er solle die Schnecke einstecken. Das Gesicht war zum Schreien, als der Krebs sich plötzlich in seiner Badehosentasche zu bewegen begann. Er wurde ein wenig hektisch…
Es folgt ein weiteres Fußballspiel, ein Abschluss-Abendessen in Diana’s Place, dann ein legendärer Abend auf Whiskey Island. Ich werde zur Ministerin für Familie und Gesundheit ernannt, weitere Details werden großzügigst verschwiegen. Nur so viel — es war nicht mal ansatzweise so, wie es gerade mit eurer Fantasie durchgeht. Aber trotzdem legendär.
Nach einer Hand voll Schlaf dann heißt es Abschied nehmen von dieser paradiesischen Insel. Wir brechen alle zusammen auf und verlassen Blue Coral. Ich drehe auf der Wanderung über die Insel nochmals um, weil ich glaube, das Ladekabel meines Netbooks vergessen zu haben, das ist allerdings da. Dafür fällt mir ihm Hafen auf, dass es meine Brille war, die ich vergessen habe. Ich sehe mich schon in Verzweiflung versinken, da bringt mir einer der Blue-Coral-Jungs die Brille mit dem Fahrrad kurz vor Ankunft des Schiffes im Hafen vorbei. Glück gehabt, und sehr nett von dem Indonesier.
Die Überfahrt zurück nach Lombok verläuft problemlos, im Hafen dann chartern wir ein Bemo und handeln einen guten Preis aus, dann fahren wir nach Kuta Lombok, einmal durch die Insel von Norden ganz in den Süden. Die Fahrt verläuft ruhig, ich sitze mit einem der Jungs vorne und wir plaudern, ich habe in den letzten Tagen allerdings so schlecht geschlafen und meine Bachelorarbeits-Anmeldung hat mangels Internet bisher noch nicht geklappt, sodass ich ein wenig gestresst bin. Das Gefühl, dass unsere Reise sich dem Ende zu neigt, mischt sich mit Unruhe und Traurigkeit. Aber das ist bei mir auf Fahrten immer so. Wenn ich länger im Auto, Zug oder Flugzeug sitze, bekomme ich leicht depressive Anflüge. Aber liebe Caroten, freut euch darüber, dann bekommt ihr immerhin neue Gedichte…

Zum Abschluss noch ein Bild von Gili Meno, das ich ausnahmsweise selbst gemacht habe. Nächstes Mal dann werde ich von Kuta und der Heimreise berichten.

Am Strand von Gili Meno

Am Strand von Gili Meno

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