Am nächsten Morgen in der Früh wache ich noch vor dem Wecker auf, vermutlich sind das noch Nachwehen des Jetlags. Ich höre Musik und lese, mache mich fertig und wecke dann Julia zur ausgemachten Zeit. Ich gehe schon mal in den Wohnraum, weil ich draußen Geräusche höre. Mimi, die Großmutter ist da und zeigt mir den Garten im Innenhof, den wir am Abend nicht mehr anschauen konnten, da es dunkel war und stark geregnet hat. Sie haben eine kleine Orchideensammlung, die sehr hübsch in dem ansonsten noch kahlen Atrium angeordnet ist. Rochim hat uns erzählt, dass das Haus noch nicht ganz fertig ist, auch der Garten nicht.
Danach gibt es Frühstück. Itzi malt uns noch sehr liebevoll den Weg von Kebun Raya Bogor, dem botanischen Garten von Bogor wieder nach Hause auf, dann wartet das Taxi vor der Tür.
Der Fahrer fährt uns bis direkt vor den Eingang, vergisst allerdings zu schauen, ob der auf ist. Er zieht von dannen, Julia und ich stehen vor dem geschlossenen Tor. Fantastisch. Ich überzeuge Julia, dass sie einen älteren Mann in der Nähe auf Indonesisch anquatscht und ihn fragt, ob es noch einen anderen Eingang gibt. „Es gibt bestimmt keinen anderen Eingang, der Garten hat heute bestimmt zu!“ — „Julia, der Garten ist riesig, der hat mit Sicherheit noch ein paar mehr Eingänge. Und warum sollte der heute geschlossen haben? Weil Freitag ist?“ Wir führen viele solcher Dialoge. Nun denn.
Julia erfährt, dass der Garten auf der anderen Seite einen Haupteingang hat, und dass er selbstverständlich geöffnet ist. Ich liebe das. Wir laufen los.
Ich bereue einmal mehr, diese Badelatschen zu tragen und nicht die richtigen Trekkingschuhe, die ich für lange Spaziergänge durch Großstadtdreck und über kaputte Gehwege vorsorglich eingepackt habe. Aber alle Backpacker tragen Flipflops. Backpacker werden mir bald noch ziemlich auf die Nerven gehen. Ich bin kein Backpacker-Typ, ich erwähne es gleich.
Kebun Raya Bogor ist ein fantastischer Garten, riesengroß (87 Hektar) und traumhaft angelegt, mit Seen und Flüssen, mit Springbrunnen und Palmen und dazwischen kleinen anderen Gärten und Gewächshäusern. Ein kleines Paradies. Seltsam nur, dass wir ständig von schweren Geländewagen mit verdunkelten Scheiben überholt werden. Wir lernen, dass man sich ein Auto mit Fahrer mieten kann, wenn man nicht so gerne den Park zu Fuß erkunden möchte, sondern lieber vom Auto aus.
Ich laufe lieber, ich bin eine dieser verrückten Deutschen, die auch auf Berge steigen, nur um danach wieder herunterlaufen zu müssen.
Das Orchideenhaus ist ziemlich beeindruckend, auch die riesigen Bäume, die es dort gibt. Der Garten wurde 1817 eröffnet, einige der Bäume stammen noch aus der Zeit und sind mittlerweile über 40 Meter hoch. Anbei eine kleine Auswahl an Fotos für euch:
Die riesengroße Orchidee hat uns übrigens ein freundlicher Gärtner gezeigt; und er hat uns zu einer Pflanze namens „Sleeping Baby“ geführt, deren Blütenblätter tatsächlich wie ein schlafendes Kind aussehen, mit Kopf! Aber die Fotos sind nicht so gut geworden davon, deswegen verschone ich euch damit.
Nach dem ausgedehnten Spaziergang durch den Park, der immerhin sechs Stunden gedauert hat, machen wir noch einen kurzen Abstecher in ein richtiges indonesisches Einkaufszentrum. Menschen, die in Deutschland Brandschutzverordnungen durchsetzen, wären schreiend weggelaufen. Wir fanden es ziemlich lustig. Aber bald wird es uns zu viel, ständig eine Traube von Menschen anzuziehen, wenn wir irgendwo länger als zehn Sekunden stehen bleiben, außerdem sind wir müde, deswegen gehen wir wieder. Dank Itzis Zettel müssten wir eigentlich nicht herumirren, Julia will aber trotzdem tausend mal nachfragen. So eine gerade Straße herunterzulaufen, kann echt eine Herausforderung sein. Egal.
Wir finden den richtigen Bus, die Fahrt dauert etwa fünfzehn Minuten und kostet 2000 Rupien, also etwa 20 Cent. Im Bus lernen wir ein Mädchen kennen, sie fährt in das gleiche Viertel wir wir und hilft uns beim Umsteigen. Hier hätten wir tatsächlich ohne sie Hilfe benötigt, der Verkehr ist ein einziges Chaos. Wenn man einsteigen will, stellt man sich an den Straßenrand und signalisiert das dem Fahrer, wenn ein Bus kommt, Haltestellen gibt es nämlich nicht. Wenn man wieder aussteigen will, sagt man dem Fahrer: „Links, links“ und steigt aus.
Linksverkehr, übrigens! Sehr gefährlich, wenn man ihn nicht gewohnt ist. Ich schaue immer noch falsch und bin schon ein paar Mal von Motorradfahrern böse angefunkelt worden, weil sie meinetwegen ausweichen mussten.
Und dann müssen wir Otek fahren. Oteks sind Motorradtaxis. Mit Kamikaze-Fahrern oben drauf, hatte ich bereits erwähnt. Kostet 3000 Rupien und sie fahren einen überall da hin, wo Autos nicht hinkommen und keine Busse fahren.
Wir steigen also jeweils hinter den Kamikazefahrer auf ein Otek, und der braust los. In einem Höllentempo. Und natürlich finden die beiden Fahrer es unglaublich witzig, ein bisschen um die Wette zu fahren, schließlich haben wir beide das gleiche Ziel.
Wir werden mit großem Hallo empfangen, alles läuft zusammen und schaut, als wir steif von den Oteks klettern. Aber es hat eigentlich ziemlich Spaß gemacht.
Mimi freut sich über die Babyorchidee, die ich im Orchideenhaus für sie erstanden habe, sie fehlt noch in ihrer Sammlung.
Ausnahmsweise fallen Julia und ich nicht ins Bett, sondern stolpern in die Dusche, da für Abends Besuch angekündigt ist. Davon bald mehr.
Den Rest der Fotos bekommt ihr bald, das dauert hier nur seeehhhr lange, die Bilder ins Netz zu laden… Sorry…