Was du für mich getan hast

Als ich einmal schwach war, kamst du in mein Leben. Eines Tages, einfach so, ohne Vorwarnung, vielleicht ohne Sinn, ganz sicher ohne Ahnung von dem, was du tun würdest. Ohne Willen, möglicherweise. Wir wollen hier nicht von einer Funktion sprechen, aber du besaßest den Schlüssel für eine Tür in meinem Kopf. Ich weiß nicht, was genau es war, das es auslöste.
Ich war schwach, ich war getrieben, ich hatte nachgegeben. Mich in eine Situation begeben, eine Beziehung, die ich so nicht wollte. Niemals hätte geschehen lassen sollen. Doch ich war schwach, ich war nicht bei mir. Ich hatte meine Ziele nicht vor Augen, ich horchte weder auf die Stimme in mir, noch auf die Stimmen der anderen. Ich ließ mich treiben, zu sehr treiben. Ich ließ die Dinge nicht laufen, ich versuchte sie zu steuern, und gleichzeitig, mich in ihnen zu versenken.
Trübe Sicht – und ich hatte nicht die Muse, nicht die Geduld, zu warten, bis der Staub sich legt, der Sand, um klar zu sehen. Alles immer gleich zu wollen, alles immer gleich tun zu müssen, die Dinge in ihren Rahmen zu zwingen, von dem ich doch nicht einmal eine Vorstellung hatte.

Ich habe viel gelernt.

Du warst die Ausstiegskarte, die Reißleine und der Schleudersitz, der mich hinausschoss aus meiner Welt, mir jeden Boden unter den Füßen, wegriss, jeden Kontakt zu Vernunft kappte. Während ich aber in der Umlaufbahn trudelte, versuchte ich zunächst krampfhaft, dann gelassener und geduldiger, zu verstehen. Und ich lernte, dass man manche Dinge eben nicht verstehen kann, aber dass dies auch nicht die Hauptsache ist.

Alles ist im Fluss, du kannst es nicht aufhalten, und sich in die Brandung zu werfen und zu hoffen, sie durch Nachdenken stoppen zu können, es bleibt versagt.
Du hast mir gezeigt, dass diese Beziehung, auch zur Welt womöglich, es nicht sein kann, und auch keine andere nach diesem Muster. Und du hast mich durch deine Welt, die so anders ist als meine, deine Sicht, die du doch nie teiltest, gezwungen, zu warten. Geduldig zu werden. Loszulassen, und laufen zu lassen. Gelassenheit zu finden. Du warst die Ausstiegskarte. Den Einstieg in meinen Frieden muss ich selbst finden.

Du weißt das alles nicht. Du wirst es nicht erfahren.

Aber das ist es, was du für mich getan hast.

Mai 2012

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