Caroline Schleibinger
Deine Welt weit draußen
Zwei Räume
Gefüllt mit Worten.
Nebeneinander
Doch
So weit entfernt.
Zwischen ihnen
Keine Brücke
Kein Tunnel
Kein Steg
Nur
Die Stille
Unüberwindbar
Es fehlt
Der Schlüssel
In den anderen Raum
Um ihn zu öffnen
Die Worte zu tauschen.
Doch
Der Schlüssel
Unauffindbar
In der Stille
Unüberwindbar.
1.
Natürlich hatte ich seinen Namen gekannt, sein Bild, ich hatte natürlich gewusst, wer er war. Jason McCarthy, Sohn des Schauspielerehepaares McCarthy.
Als er dann auf meiner Party auftauchten sollte, dachte ich mir nichts dabei. Ich hatte ein paar Tage zuvor erfahren, dass eine Bekannte die McCarthy-Brüder kannte und mit ihnen zu der Party kommen würde. Es würde eine große Feier werden, darum kümmerte es mich kaum, dass sich zwei Stars unter meinen Gästen befanden. Ich hatte zwei Filme der beiden Brüder gesehen und das eine oder andere Interview im Fernsehen, eine richtige Meinung von ihnen hatte ich nicht, dafür hatte es mich zu wenig interessiert. Dass sie reich waren, eingebildet und verzogen, dessen war ich mir dagegen durchaus bewusst.
Ich war gespannt, wie die beiden sich aufführen würden, gespannt auf die Reaktionen der anderen Gäste.
Am Morgen des Tages, an dem die Feier stattfinden sollte, klingelte mein Telefon.
„Ja?“, meldete ich mich.
„Hi, hier ist Nina“, sagte die Bekannte, welche die Brüder auf die Party mitbringen wollte.
„Hallo Nina. Was gibt's?“, fragte ich gespannt. Wollte sie Kaviar und Hummer für die beiden organisieren?
„Ich wollte dich was fragen, oder, besser, ich habe eine Bitte. Du weißt doch, die McCarthys wollen heute Abend kommen...“ Sie zögerte.
„Ja? Und?“
„Naja, sie sind beide noch nicht volljährig... und...“ Sie hielt kurz inne und atmete in den Hörer. „Also, gibt es einen Hintereingang oder so was, wo sie nicht an den Securitys vorbei müssen?“
„Du willst, dass ich sie reinschleuse, an der Ausweiskontrolle vorbei?“
„Ja, na ja, David, der jüngere, ist noch nicht mal sechzehn, und würde aber auch gerne kommen... du würdest an ihnen doch auch gut verdienen...“
„Entschuldige mal, aber ich bin nicht bestechlich! Und außerdem, weißt du, was ich mir für einen Ärger einhandle, wenn das herauskommt? Die beiden sind nicht gerade unbekannt!“, gab ich entrüstet zurück.
„Naja, aber, sie würden wirklich gerne kommen und... es würde ja auch niemand erfahren...“
„Und wenn was passiert? Polizeikontrolle? Alkoholvergiftung? Kannst du mir verraten, wie ich da wieder herauskomme? Tut mir leid, das ist zu viel Ärger, das kann ich nicht machen.“
In Wirklichkeit tat es mir nicht leid, ich würde unter gar keinen Umständen eine Ausnahme machen. Was bildeten die beiden sich überhaupt ein, dass sie sich an keine Regeln halten mussten? Dass Altersbeschränkungen für sie nicht galten?
„Geht es wirklich nicht? Kannst du keine Ausnahme machen? Oder mir einen Tipp geben, wie wir reinkommen? Bitte...“, sagte sie kleinlaut.
„Nein, ausgeschlossen“, antwortete ich. „Der Ältere kann bis um zwölf bleiben, der Kleine kommt leider gar nicht rein. Es geht wirklich nicht. Sorry.“
„Hm, okay, schade“, meinte sie zerknirscht und verabschiedete sich.
Ich legte das Telefon auf und atmete zischend aus. Was sollte das denn?
Einen Moment überlegte ich, dann griff ich nach meinem Handy und suchte die Nummer des Sicherheitsdienstes heraus, der die Party heute Abend betreuen würde und wählte die Nummer.
„Securitas Sicherheitsdienste, guten Tag“, meldete sich eine Frauenstimme.
„Mein Name ist Buchner, ich würde gerne den Leiter der Betreuung der Party heute Abend in der Meinburk sprechen“, sagte ich.
„Einen Moment bitte, ich verbinde Sie“, antwortete die Frau und eine Melodie erklang. Ich sah aus dem Fenster und lächelte schadenfroh.