Regen, morgen
Ich sitze in meinem Hotelzimmer und schreibe an dich, nur dich. Draußen fallen Regentropfen in den Pool, langsam und leise. Feine Tropfen, am Himmel nur Dunst. Der Dunst der letzten Tage, die Hitze, die über den Straßen lag, den Parks, dem Meer. Doch es fehlt die Erlösung, es fehlt der Regen, der die Luft rein wäscht, die Straßen und Dächer, die beladen mit Dreck und dem Staub, den wir aufwirbelten, unter der Last der fehlenden Courage zusammenzubrechen drohen.
Doch ein erlösender Regen, eine Sturmflut lässt auf sich warten, das ganze Wochenende soll es regnerisch bleiben, sagte man mir, doch was fehlt, sind die Wassermassen, die den Staub wegschwemmen. So wird es nur nass und bleibt kleben, wandelt sich sogar in eine zähe, schlammige Masse, die alles unter sich zu ersticken droht.
Vier Stunden Schlaf letzte Nacht, zu viel Staub war von den Nachbarn aufgewirbelt worden, zu viel Dreck zusammengekarrt. Wenn meine Existenz schon sinnlos ist, was ist dann die ihre? Sinnentleert? Man kann sich für diese Gäste nur schämen, die eine solche Dunstglocke über die Stadt hängen, dass sie alle freien Gedanken so schwer macht, dass sie unter dem Himmel hängen bleiben. Weiter können wir nicht hinauf.
Sie rufen, dass sie frei sind, und dass sie es nun endlich geschafft haben. Sie nennen sich Elite. Ich frage mich nur, Elite von was.
Feiner Nebel zieht über dem Pool auf. Regen wäre gut, damit die Stadt so wird, wie sie es um sieben Uhr morgens ist, bei Sonnenaufgang, still, ruhig, friedlich.
Vielleicht ja morgen.
Ich schreibe an dich, nur an dich, dass ich auf den Regen warte.
Vielleicht ja morgen.
Caroline Schleibinger, Calella, 5. Juni 2009