Die Tage, an denen man glücklich ist
Das Frühstück ist fertig. Man hat es gemacht, zubereitet, wenn man den Kochbüchern glaubt. Eigentlich ist es doch jeden Tag dasselbe. Doch heute sieht es anders aus. Es fühlt sich alles anders an.
Der feine Dampf, Nebel über dem Kaffee, der in immer neuen Formen von der warmen Morgenluft umspielt wird. Der Löffel im Kaffee, eigentlich sollte man ihn herausnehmen, bevor man trinkt.
Sieht es besser aus ohne den Löffel? Um das auszuprobieren, fehlt mir meistens die Zeit.
Andererseits, mit einem Löffel in der Tasse vor den Spiegel?
Es muss wohl Tage geben, an denen man das tun kann.
Zucker in den Kaffee rieseln lassen. Auf ein Mal, das gibt zu viel Unruhe.
Der Sand klebt noch an meinen Füßen.
Ich halte den Löffel über die Tasse, in den feinen Nebeldampf.
Für einen kurzen Moment sehe ich mich noch, dann verschwinde ich im Nebel des kleinen Spiegels.
Cornflakes knirschen zu laut, wenn man sie zerbeißt, also, heute nicht. Das Brot vorsichtig zerbröckeln. Die Krümel auf den Teller.
Ich lege sie zu einem Muster. Zu Bildern.
Und schon sind sie wieder da, die anderen Bilder.
Letzte Nacht.
Ein schöner Tag.
Was werde ich heute noch tun? Glück ist etwas vergängliches, ich sollte es ausnutzen.
Womit?
Manchmal wird man getrieben, meistens muss man es selbst tun. Zum Leben treiben, eine seltsame Art, irgendwie.
Ich sehe die Farben. Das tiefe Rot der Marmelade.
Sie steht in der Sonne, wird ausgeleuchtet von den Farben der Strahlen. In ein paar Minuten wird sie ganz warm und flüssig werden. Ich lasse sie stehen.
Lieber das warme Gelb des Honigs?
Es hat doch alles einen Sinn. Man kann es abschütteln, das gelebt werden.
Ein frischer, klarer Morgen. Es wird ein schöner Tag.
Ich bin unter den Sternen gelegen, mit Sand an den Füßen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich geschlafen, geträumt, gelebt oder geliebt habe. Es war richtig.
Es war Freiheit. Und, es war Leben.
So wie heute.
An Tagen, an denen man glücklich ist.
Caroline Schleibinger, August 2005, Medulin